Nach der negativen Meldung über die Schließung von Continental- Teves in Gifhorn, zeigt ein anderes Unternehmen mehr als deutlich sein Bekenntnis zum Standort Gifhorn:
70 Millionen Euro – EGGER investiert in Gifhorn.
Ein Bericht von Andrea Posselt, Aller-Zeitung:
Das Werk, das niemals ruht, schreibt unermüdlich an seiner Erfolgsgeschichte in Gifhorn weiter: Die weltweit agierende Firmengruppe Egger klotzt im Weilandmoor gerade mächtig ran. Stolze 70 Millionen Euro investiert das Unternehmen, das seinen Firmensitz in Österreich hat, in Gifhorn. Bis 2026 geht das große Fortschrittsprogramm noch weiter. „Ein Rekordwert“, sagt Mario Sevignani, Geschäftsführung Vertrieb und Marketing. Und natürlich auch ein „klares Bekenntnis zum Standort“, fügt er hinzu.
Der erste Meilenstein der Investition ist bereits seit 2022 in Betrieb. Dazu zählten eine neue Phenolharz-Anlage und eine neue Lackstraße für PerfectSense Lackprodukte. Insgesamt geht es um weitaus mehr als bloße Kosmetik und Modernisierung. Egger will mit seinem Schichtstoff-Standort der Platzhirsch in Deutschland bleiben und weiter wachsen.
Womit? Mit vielen Dingen, die jeder in seinem Alltag kennt und nutzt. Arbeitsplatten für Küchen, Schreibtischoberflächen, Badmöbel – so recht bekannt ist noch nicht allen, was für ein Spezialist im Weilandmoor sitzt. „Jede dritte Tür in Europa hat eine Platte von uns“, sagt Sevignani. Auf dem Vormarsch auch eine Panelen-Lösung für Bäder. Ein günstiger Fliesenersatz in täuschend ähnlicher Optik. „Für den Heimwerker ist das eine tolle Lösung“, zeigen der Vertriebschef und Andrea Oldenburg, kaufmännische Geschäftsführerin, im hauseigenen Showroom, wie mit simpler Klick-Technik das Fliesendesign aus Schichtstoff zu händeln ist. „Das wird ein wichtiges Thema für die Zukunft“, sagt Sevignani. Ein Vorteil etwa: Mieter könnten so mit relativ wenig Aufwand ein Badezimmer neu gestalten.
„Mit unserer neuen Lagerhalle und der Erweiterung des Hochregallagers sind wir logistisch optimal auf weiteres Wachstum eingestellt“, beschreibt Mario Sevignani, Werksleiter Verkauf Gifhorn, die laufenden Baumaßnahmen. Dort, wo einst das Tanzhaus war, entsteht gerade eine neue Halle, in der bald zwei zusätzliche Pressen – dann sind es ab 2024 insgesamt zehn Stück – das Produktionsvolumen deutlich erhöhen werden.
650 verschiedene Dekor-Muster werden produziert
In 30 Jahren entwickelte sich der Standort zu einem der größten Hersteller weltweit mit einer Grundfläche von 70.000 Quadratmetern, 450 Mitarbeitern, acht Doppelbandpressen, vier Imprägnieranlagen und einer Kapazität von 45 Millionen Quadratmetern Schichtstoff – bald werden sogar 55 Millionen Quadratmeter möglich sein dank zehn Pressen. 650 verschiedene Dekordesigns stellt Egger her – und reagiert immer wieder auf neue Trends. Aktuell steht Matt hoch im Kurs der Kundschaft. Auch das ermöglicht der Technologie-Fortschritt: Beschichtung, auf der keine Fingerabdrücke sichtbar sind.
Fertig produzierte Schichtstoffe gehen auf große Rollen ins Hochzentrallager. Das 25 Meter hohe, voll automatisierte Gebäude wird aktuell erweitert und verdoppelt so die Lagerkapazitäten auf dann 12.000 Stellplätze für Rollen. Etwa die Hälfte der produzierten Menge ist von der Industrie vorbestellt, die andere Hälfte geht an den Holzfachhandel.
Nicht nur das Zeigen des Wachstums in Diagrammen ist dem Vertriebschef und der kaufmännischen Geschäftsführerin ein Anliegen: Das Thema Nachhaltigkeit liege Egger nicht nur am Herzen, sondern mache sich auch in der aktuellen Investitionsrunde in konkreten Maßnahmen bemerkbar. Aus Abluftwärme gewinnt das Unternehmen neue Energie, auf einer Dachfläche von 5.000 Quadratmetern werden künftig dank Photovoltaik rund 750.000 kWh Strom pro Jahr produziert.
Die Mega-Investition nach starken Corona-Jahren trifft gerade mitten in die Baukrise. Perspektivisch sei Egger aber gut gerüstet, wenn nun sukzessive die Kapazitäten ausgeweitet werden – und die Erfolgsgeschichte in Gifhorn kann weitergehen. Die Zahl der Mitarbeiter strebt bald auf die 500 zu. „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein“, sagt Andrea Oldenburg.