Wer’s nicht ausprobiert, weiß auch nicht, ob es funktioniert: Bürgermeister Matthias Nerlich bemühte die Garage von Steve Jobs, dem Erfinder der Weltmarke Apple, um zu beschreiben, was in dem von außen unscheinbaren Bürogebäude am Schillerplatz Tolles entstehen soll. Unter Federführung der Wirtschaftsförderung ist in der ehemaligen Sparkasse ein Coworking Space entstanden.

Die Entstehung verlief fast so, wie es das Zusammenarbeiten in angemieteten Büros auch im Idealfall ist – als fast zufälliges Zusammentreffen von Ideen. Kaisu Hölter schrieb vor Jahren eine Projektarbeit zum Thema Coworking im ländlichen Raum. So traf sie auf Martin Ohlendorf, Geschäftsführer der Wista Gifhorn.

Dann stellte auch noch die Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg die Büroetage für drei Jahre mietfrei zur Verfügung. Für die schmucklosen Räume war Anke Achilles-Reimann rasch als kreative Gestalterin gefunden. Das Thema Sport setzte sie in den Räumen um, „weil Sport eben verbindet“.

Ein Büroraum heißt etwa Golf, ist entsprechend optisch gestaltet. Im Büro Pickleball liegen tatsächlich auch Pickleballschläger und Bälle. Sie ist so begeistert von den Räumen, dass sie selbst bei weiteren Besuchen in Gifhorn hier arbeiten möchte. Das moderne Arbeitsleben bedeute eine Balance aus Entspannung und Anstrengung – das sei in dem Gebäude am Schillerplatz verwirklicht.

Im Raum Stadion ist Platz für Konferenzen. Der Tisch mit Markierungen eines Fußballfeldes, an der Wand ein Bild mit der Aufschrift „Win – win 1:1“. Interessiert schauten sich Svenja Bäumann und Antje Boß dort um. Die beiden Lehrerinnen der Stein-Schule erklärten auch warum: „Wir möchten hier Bewerbungsgespräche mit unseren Schülern üben.“

Eine, die schon seit einiger Zeit das Büro Pickleball nutzt, ist Coaching-Expertin Elke Söllner. Ihr Büro in Winkel ist noch nicht fertig. Das Arbeiten im Coworking Space begeistert sie: „Man ist nicht ganz allein, das ist schön. Zu Hause würde man ständig abgelenkt, etwa durch die Spülmaschine.“

Managerin des Projekts ist Sabrina Dörflinger. Wer übrigens mag, kann das Büro 24 Stunden lang nutzen. Ein Tagesticket kostet ab 15 Euro. Kaisu Hölter stellt dem Coworking in Gifhorn gute Prognosen. „Gerade im ländlichen Raum funktioniert das. Und nach Corona hat das Thema mobiles Arbeiten noch einmal Fahrt aufgenommen.“ Bedingung für den Erfolg: Netzwerken. Wista-Geschäftsführerin Kerstin Meyer hofft, dass es so kommt. „Wir werden es sehen, wie es ankommt.“ Einen potenziellen Kunden gibt es schon. Bürgermeister Nerlich ist so begeistert von der Gestaltung, dass er vielleicht auch mal einen Tag dort arbeiten möchte. Die Wista selbst arbeitet übrigens auch im Coworking Space. Das eigentliche Büro wird gerade als Briefwahlbüro genutzt.

Ein Bericht von Andrea Posselt,  Aller-Zeitung

Foto: Lea Behrens